Ab Juni 2025 wird Barrierefreiheit im Web nicht mehr nur ein "nice to have" sein sondern gesetzliche Pflicht. Mit dem Inkrafttreten des Barrierefreiheitsgesetzes (BFSG) müssen Unternehmen sicherstellen, dass ihre digitalen Angebote für alle Menschen uneingeschränkt nutzbar sind. Besonders betroffen sind B2B-Dienstleister, Agenturen, E-Commerce-Plattformen, Finanzdienstleister und Gesundheitsanbieter. In diesem Artikel erfahren Sie, welche Anforderungen auf Sie zukommen, warum sich Barrierefreiheit auch wirtschaftlich lohnt und wie Sie sich gezielt vorbereiten können.
Inhaltsverzeichnis
- Was bedeutet das Barrierefreiheitsgesetz für Ihre Website?
- Wer ist betroffen?
- Barrierefreiheit: Pflicht und Chance zugleich
- Webinar-Tipp: Digitale Barrierefreiheit: Chancen, Herausforderungen und Lösungen
- Barrierefreiheit beginnt mit guter Lesbarkeit: Schriftarten richtig wählen
- 10 einfache Sofortmaßnahmen für mehr Barrierefreiheit
- Nützliche Tools zur Optimierung
- Jetzt handeln und Wettbewerbsvorteile sichern
Was bedeutet das Barrierefreiheitsgesetz für Ihre Website?
Das Barrierefreiheitsgesetz basiert auf der EU-Richtlinie 2016/2102 und verpflichtet Unternehmen dazu, ihre Websites gemäß den Vorgaben der Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) 2.1 barrierefrei zu gestalten. Ziel ist es, allen Menschen – unabhängig von körperlichen oder kognitiven Einschränkungen den gleichberechtigten Zugang zu digitalen Inhalten zu ermöglichen.
Konkret bedeutet das:
- Wahrnehmbarkeit: Inhalte müssen für alle erfassbar sein, z. B. durch Alternativtexte für Bilder und Untertitel für Videos.
- Bedienbarkeit: Websites müssen auch nur per Tastatur navigierbar und für alle Endgeräte optimiert sein.
- Verständlichkeit: Informationen müssen klar strukturiert und einfach verständlich sein.
- Robustheit: Websites müssen kompatibel mit assistiven Technologien wie Screenreadern sein.
Wer ist betroffen?
Das Gesetz richtet sich nicht nur an öffentliche Einrichtungen, sondern explizit auch an private Unternehmen, die Dienstleistungen online anbieten. Besonders im Fokus stehen:
- Online-Shops und E-Commerce-Plattformen
- Banken, Versicherungen und Finanzdienstleister
- Gesundheitsdienstleister wie Arztpraxen und Kliniken
- Anbieter öffentlicher Verkehrsmittel
Wenn Ihre Website bis Juni 2025 nicht barrierefrei ist, riskieren Sie nicht nur rechtliche Sanktionen, sondern auch den Verlust wichtiger Kundengruppen.
Barrierefreiheit: Pflicht und Chance zugleich
Neben der Erfüllung gesetzlicher Anforderungen bietet eine barrierefreie Website zahlreiche wirtschaftliche Vorteile:
- Sie erreichen eine breitere Zielgruppe, einschließlich älterer Nutzer oder Menschen mit temporären Einschränkungen.
- Sie steigern die Benutzerfreundlichkeit für alle Besucher.
- Sie verbessern Ihre Sichtbarkeit in Suchmaschinen.
Barrierefreiheit ist also nicht nur ein gesetzlicher Zwang, sondern auch eine echte Investition in die Zukunft Ihres Unternehmens.
Kurz: Wer Barrieren abbaut, verbessert das digitale Erlebnis für alle – und stärkt die eigene Marktposition.
Webinar-Tipp: Digitale Barrierefreiheit: Chancen, Herausforderungen und Lösungen
Gemeinsam mit unserem Partner Cloud Leaders haben wir ein Webinar zum Thema durchgeführt: „Digitale Barrierefreiheit: Chancen, Herausforderungen und Lösungen“. Dort erfahren Sie praxisnah, wie sich Unternehmen auf das Barrierefreiheitsgesetz vorbereiten können und welche konkreten Maßnahmen empfehlenswert sind. Schauen Sie es sich gleich hier an 👇🏻

Barrierefreiheit beginnt mit guter Lesbarkeit: Schriftarten richtig wählen
Ein oft unterschätzter, aber zentraler Aspekt barrierefreier Websites ist die Typografie. Denn: Wenn Texte schwer zu lesen sind, entstehen unnötige Barrieren – unabhängig davon, wie gut der restliche Content gestaltet ist. Achten Sie daher bei der Auswahl Ihrer Schriftarten auf gute Lesbarkeit, klare Formen und ausreichend Kontrast.
Besonders gut geeignet sind serifenlose Schriftarten wie Arial, Verdana oder Tahoma, da sie auch bei kleinen Schriftgrößen und auf verschiedenen Displays klar erkennbar bleiben. Vermeiden Sie verspielte oder dekorative Fonts, die schwer zu entschlüsseln sind. Wichtig ist zudem ein ausreichender Zeilenabstand (mindestens 1,5-fach), gute Zeichenabstände und eine Schriftgröße von mindestens 16 px, um auch Menschen mit Sehbeeinträchtigungen oder kognitiven Einschränkungen ein angenehmes Leseerlebnis zu ermöglichen.
Auch der Kontrast zwischen Text und Hintergrund spielt eine zentrale Rolle: Die WCAG empfehlen ein Mindestkontrastverhältnis von 4,5:1 für Fließtext. Es gibt verschiedene Tools, die dabei helfen, geeignete Kombinationen zu prüfen. Entsprechende Tool-Tipps gibt es weiter unten.
Kurz gesagt: Eine durchdachte Typografie verbessert die Zugänglichkeit und macht Ihre Inhalte für alle verständlicher und angenehmer zu lesen.
Kurz zusammengefasst:
- ausreichende Schriftgröße (mind. 16 px für Fließtext),
- Zeilenabstand (Line Height) von ca. 1.5,
- ausreichenden Kontrast zwischen Text- und Hintergrundfarbe,
- nicht zu lange Zeilen (idealerweise 50–75 Zeichen pro Zeile).
10 einfache Sofortmaßnahmen für mehr Barrierefreiheit
Barrierefreiheit muss nicht kompliziert sein. Schon mit einfachen Anpassungen können Sie Ihre Website deutlich inklusiver gestalten. Hier sind zehn effektive Schritte, mit denen Sie sofort starten können:
- Alternativtexte für Bilder: Versehen Sie Bilder und Grafiken mit präzisen Alt-Texten, damit Screenreader-Nutzer:innen den Inhalt erfassen können.
- Klare Struktur mit HTML: Verwenden Sie Überschriften (H1, H2, H3 etc.) und semantischen HTML-Code für eine logisch aufgebaute und leicht navigierbare Seitenstruktur. Das ist ein Plus für Barrierefreiheit und SEO.
- Hoher Farbkontrast: Achten Sie darauf, dass Texte und Bedienelemente ausreichend Kontrast zum Hintergrund bieten. Das erleichtert besonders sehbeeinträchtigten Personen das Lesen.
- Tastaturbedienung ermöglichen: Alle Funktionen Ihrer Website sollten ohne Maus steuerbar sein, inklusive korrekter Fokusreihenfolge und visueller Hervorhebung aktiver Elemente.
- Untertitel und Transkripte: Bieten Sie für Videos Untertitel und für Audios Transkripte an. Das ist hilfreich für gehörlose oder schwerhörige Nutzer:innen und alle, die Inhalte lautlos konsumieren möchten.
- Accessibility-Check durchführen: Nutzen Sie Tools, um Ihre Website gezielt auf Barrieren zu prüfen und Optimierungspotenziale zu identifizieren.
- Formulare zugänglich gestalten: Sorgen Sie dafür, dass Formulare mit Screenreadern nutzbar sind und auch Fehlermeldungen korrekt ausgegeben werden.
- Intuitive Navigation: Eine klare, konsistente Navigation hilft allen Nutzer:innen sich auf Ihrer Seite zurechtzufinden, insbesondere jenen mit assistiven Technologien.
- Skalierbare Schriften verwenden: Ihre Inhalte sollten auch bei vergrößerter Darstellung problemlos lesbar bleiben, ohne dass Layout oder Funktionalität leiden.
- Mit der Zielgruppe testen: Binden Sie Menschen mit Einschränkungen in Ihre Testphasen ein. Nur so erfahren Sie, wie barrierefrei Ihre Website tatsächlich ist und was noch verbessert werden kann.
Nützliche Tools zur Optimierung
- Kontrastprüfung: Mit diesen Tools können Sie Kontrastverhältnisse zwischen Text- und Hintergrundfarben schnell und einfach überprüfen zum Beispiel: WebAIM Contrast Checker oder contrast-ratio.org
- Barrierefreiheitsanalyse: Diese Tools helfen Ihnen dabei, Ihre Website systematisch auf Barrieren zu untersuchen, inklusive Hinweisen zur Behebung: WAVE (Web Accessibility Evaluation Tool), axe DevTools, Skynet Technologies accessibility checker , AccessibilityChecker.org
Jetzt handeln und Wettbewerbsvorteile sichern
Ab Juni 2025 gilt das Barrierefreiheitsgesetz verbindlich und damit steigt der Handlungsdruck für alle, die digitale Produkte und Dienstleistungen anbieten. Besonders Agenturen und Dienstleister stehen in der Verantwortung, nicht nur ihre eigenen Webangebote barrierefrei zu gestalten, sondern auch ihre Kunden kompetent bei der Umsetzung zu unterstützen. Wer sich jetzt vorbereitet, verschafft sich einen klaren Vorteil: rechtlich, technisch und strategisch.
Nutzen Sie die verbleibende Zeit, um Ihre Website und Ihre internen Prozesse barrierefrei aufzustellen. So erfüllen Sie nicht nur gesetzliche Vorgaben, sondern positionieren sich auch als zukunftsfähiger, inklusiver und kundenorientierter Partner in der digitalen Wirtschaft.